Archive for September 2011

Flucht funktioniert nicht

30. September 2011

Wir sind heut geflüchtet. Einfach woanders hin, was anderes sehen. Eigentlich wollten wir auswärts übernachten, haben aber kein Zimmer mehr gekriegt. Egal. Vor seinen Gefühlen kann man eh nicht flüchten – das habe ich heute gemerkt.

Ganz im Gegenteil, jetzt sind sie da. Ich dachte die Tage schon, mit mir stimmt irgendwas nicht. Ich dachte schon, ich kann gar nicht richtig traurig sein. Aber heute kamen wir nach und nach immer mehr zur Ruhe, standen auch mal im Stau, hingen unseren Gedanken – mal einfach nur so für sich – nach und dann kamen die Gefühle. Und die Tränen. Die Trauer. Der Verlust. Dieses Loch, das der Löwe so plötzlich hinterlassen hat.

Die letzten Monate war er einfach nur da, unfähig irgendwas aktiv zu tun. Kein Lachen, keine Bewegung, …! Es waren so viele Handgriffe zu tun, so viele Handgriffe, die einem eigentlich auch zuwider waren: absaugen, sondieren, Magensonde legen, klistieren, … aber man hat sie getan, weil sie einfach nötig waren. Man wollte, das es ihm gut geht. Es gab so viele schlaflose Nächte. So viele Tränen, die man schon vorab ins Tränenmeer gekippt hat. Der kleine Löwe war so hilfsbedürftig und konnte nichts tun – aber wir liebten den kleinen Knopf einfach nur so, wie er war. Einfach nur um seinetwillen.

Er ist nicht mehr da. Aber diese Liebe ist so stark. Das tut so weh. Ich stand jetzt schon oft vor seinem Grab. Teils mehrmals am Tag. Ich fühle mich furchtbar leer. Ich kann es nicht ertragen mich umzudrehen und einfach zu gehen. Am Mittwoch war es am schlimmsten. Morgens wird er in dieses Loch gelegt und abends ist er die erste Nacht nicht daheim. Mein Baby dort unten, in diesem tiefen, kalten Loch. Ich kann gar nicht beschreiben, wie es in mir aussieht, wenn ich darüber nachdenke.

Er fehlt mir so sehr. Er fehlt mir einfach so, so sehr. Ach Du kleiner Stinker. Ich würd so gern nochmal in Deinen Löwensträhnen wuscheln. Dir über Deine kleine, hübsche Nase fahren. Aber sie war am Schluß so kalt und das war nicht mehr das, was es einmal war. Deine Sachen riechen noch nach Dir. Irgendwann wird das verflogen sein. Und dann?

Ich komm gedanklich grad nicht so gut damit klar, dass es ihm jetzt dort besser gehen soll, wo er ist. Gibt es diesen Himmel wirklich, von dem wir träumen? Oder egal ob es „der Himmel“ ist. Gibt es diesen Ort, wo wir uns wiedersehen? Ich habe Angst davor, dass ich mir was vormache. Ja, da war dieser Marienkäfer. Das war so deutlich, das kann kein Zufall gewesen sein. Mich macht das furchtbar unruhig, das ich nicht weiß, ob es diesen „Himmel“ gibt. Ob er dort wirklich sich bewegen, lachen, gesund sein kann. Mich würde der Gedanke so glücklich machen, dass er dort die Ururoma, den Uropa, … um sich hat. Das es ihm dort gut geht. Aber ich bin mir so unsicher, dass es wirklich so ist. Werden wir uns wirklich wiedersehen?

Ich habe Angst, dass ich ihn jetzt gerade im Stich lasse. Ich kann nichts mehr für ihn tun. Nicht mehr, als verdammte Kerzen anzünden. Zum Friedhof fahren und „Gute Nacht“ sagen. Bald Blumen pflanzen. So wie gestern eine Laterne kaufen und eine selbst gebastelte Löwenkerze reinstellen und ein Windrad zwischen die ganzen Blumenherzen stecken. Das ist doch scheiße!

Photobucket

 

Traurige Grüße aus dem Tränenmeer

die Löwenmama

 

Sternchenregen

28. September 2011

Sternchen haben wir regnen lassen für den Löwen. Es war sehr traurig. Wir haben viel, viel geweint.  Deswegen mag ich heut nichts mehr schreiben. Ich bin einfach nur unheimlich müde. Psychisch total ausgelaugt.

Eins noch, das mich sehr berührt hat heute: wir waren vorhin nochmal den Löwen besuchen. Ich kniete vor dem Grab und hab geheult und mein Mädchen schlang ihre Ärmchen um meinen Hals und tröstete mich. Plötzlich flog ihr ziemlich unwirsch ein Marienkäferchen ins Gesicht, verharrte, krabbelte über die Backe und als sie die Hand hob, krabbelte er über die weiter drüber, verharrte noch einmal und flog davon.

Es war zu schön für einen Zufall. Zumindest mag ich das glauben.

Wir versuchen zu schlafen.

die Löwenmama

67 Spritzen

27. September 2011

67 Spritzen waren es noch. In meinem Übermut hatte ich ja 100 Stück bestellt.

Ich habe sie heute gezählt, weil ich mich der medizinischen Utensilien im Haus entledigen wollte. Wenn ich an mein Löwenbaby denke, mag ich an seine wilde Löwenmähne denken, an sein Lachen, seine wunderschönen blauen Augen, wie es sich anfühlte, wenn er auf meinem Bauch lag. Aber nicht an Absauggeräte, Absaugkatheter, Ernährungssonden… es tat so gut, alles wegzubringen.

Der erste Teil ging ins Sanitätshaus zurück, der zweite Teil als Spende in unser Hospiz. Bei der Gelegenheit hab ich mir ganz bewußt Zeit genommen und mit einer sehr lieben Mama, die auch eine Löwenmama ist, Kaffee zu trinken. Dich, liebe Seelentor, grüße ich und einen Kopfstreichler für Dein Löwenmädchen. Ich freue mich auf nächste Woche, wenn wir uns nochmal wiedersehen.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit zum Teil sehr nervigen Notwendigkeiten. Telefonate über Telefonate, es muß so vieles berücksichtigt und geändert werden… wir haben stundenlang Sterne aus Tonpapier geschnitten, alles für morgen vorbereitet. Seifenblasen, gestanzte, gelbe Papiersterne zum Streuen… dann mußten welche mitsamt einem Foto des Löwen laminiert werden, um das Holzkreuz für das Grab zu verschönern. Kann ein Holzkreuz für ein Kindergrab schön sein? Wenn das möglich ist, dann ist das des Löwen schön.

Wir haben uns von dem Löwen nun endgültig verabschiedet und den Sarg geschlossen. Es war sehr intensiv und zugleich schrecklich, den Deckel zu schließen. Wir konnten für uns noch ein paar wichtige Dinge, Rituale, erledigen, sie hier zu beschreiben, ist mir jedoch zu intim, zu persönlich.

Nur eines macht mich sehr traurig. Wenn ich ein Bild des Löwen sehe, sehe ich automatisch sein Gesicht vor meinem inneren Auge, als er starb. Ich könnte heulen. Es mag mir nicht gut gelingen, es zu verdrängen. Ich hoffe, es verblasst mit der Zeit.

Mit was ich nicht gut zurechtkomme ist, dass ich mich sehr abgespalten fühle. Irgendwie habe ich das Gefühl, alle Welt erwartet, dass die Eltern eines gestorbenen Babies zusammenbrechen müssen. Ich kann gerade nicht gut weinen. Ab und an schwappt eine Welle, meist wenn ich für mich bin. Wenn es mal ruhig um mich ist. Aber meist ist gerade zu viel Trubel. Vielleicht habe ich aber auch schon so viel geweint, dass gar kein tiefes Loch mehr kommt. Eigentlich hocken wir ja mittendrin in dem Loch.

Ich erinnere mich gerade an meinen dunklen Raum. Jetzt ist die Tür offen. Ich komm die Tage dann da mal ganz vorsichtig raus, hab ich mir mal so gedacht…

Es grüßt euch

die Löwenmama

 

Stillstand

27. September 2011

Uns hat gerade voll der Organisations-Streß erfasst – und es ist gut so. Ich hatte vor dem Tag X sehr große Angst, auch vor der Zeit bis vor der Beerdigung. Vor der habe ich auch Angst, aber nicht so viel sie vor dem Sterben des Löwen. Ich empfinde diese Tage als vollkommenen Stillstand. Man ist so ausgelastet mit Telefonaten, Dingen die man erledigen muß – man kommt nur wenig zum Weinen. Aber das fließt in stillen Momenten besser.

Eure Anteilnahme ist überwältigend. Wir bedanken uns dafür.

Grüße aus dem Tränenmeer

die Löwenmama

14.38 Uhr

25. September 2011

Wir sind sehr, sehr traurig.

Der kleine Löwe hat gestern aufgehört zu kämpfen. Nicht verloren, aber aufgehört. Aber er hat an der Hand seines Schutzengels die Reise zu den Sternen angetreten.

 

24. September 2011, 14.38 Uhr – das ist für uns nun die Definition fürs Tränenmeer.

 

Ihr lest wieder von uns, aber wir brauchen Zeit

Eure Löwenmama

Wie stirbt man schön?

21. September 2011

Mal wieder „Willkommen“ in meiner verqueren Gedankenwelt!

Ich hab mir die Tage so meine Gedanken gemacht. Wenn man ein Baby bekommt, wenn man glücklich schwanger ist, kommen einem immer wieder Gefühle voller Ambivalenz hoch, Vorfreude, aber auch Angst. An manchen Tagen ist man ganz mutig, an manchen nicht. Da denkt man, man schafft das nicht. An manchen Tagen will man die Geburt einfach hinter sich bringen, an manchen kann es noch gut etwas dauern.

Man fragt sich ob die Geburt schwer wird, ob es schnell gehen wird, ob man auch ja lang genug das Baby im Bauch halten kann und es nicht zu früh kommt. Das es sich richtig im Bauch hindreht, dass die Geburt unkompliziert wird. Das es nach Möglichkeit kein Kaiserschnitt oder sonst ein operativer Eingriff wird. Das man es ohne Medikamente hinbekommt. Dass das Baby gesund auf die Welt kommt und man selbst natürlich auch möglichst so wenig verletzt wird wie möglich. Halt einfach, dass die Geburt schön wird.

Nun ist es bei uns irgendwie eine ganz ähnliche Situation, nur eben verkehrt herum. Ich bin auch oft ambivalent, habe Angst. An manchen Tagen bin ich ganz mutig, an manchen nicht. Da denke ich, ich schaff das nicht, wenn der Löwe stirbt. An manchen Tagen will ich es einfach hinter mich bringen, an manchen kann es noch gut etwas dauern.

Ich frage mich, wird der Tod schwer? Wird es schnell gehen oder wird es einfach nur schrecklich anzusehen sein? Halte ich das aus? Wie halte ich das aus? Ich frage mich, ob es plötzlich passiert, wenn wir nicht damit rechnen oder ob es sich zieht und man es irgendwann regelrecht herbeisehnt. Brauchen wir Medikamente oder nicht? Haben wir alles, was wir brauchen? Erreichen wir schnell genug unseren Arzt? Was ist, wenn nicht?

Ich frage mich, wie stirbt man schön?

Dem Löwen geht es nicht gut. Wir haben immer noch ein eklatantes Schleimproblem. Er kann kaum mehr husten, er hat keine Kraft mehr dazu. Es hört sich schrecklich an. Bei jedem Atemzug brodelt und rasselt er. Es ist kaum auszuhalten, ihn so zu hören. Wir inhalieren drei Mal täglich, wir haben ihn auf dem Ball, auf dem Arm, streichen zwischen den Rippen ab, versuchen irgendwie Schleim zu lösen. Saugen ab und streicheln ihm den Kopf, verwöhnen ihn mit Liebe. Er ist teilweise sehr blaß oder wird blau, wir unterstützen ihn mit Sauerstoff. Teilweise atmet er gut, oft aber flach oder schnauft „auf der Stelle“.

Jetzt kommt noch ein Mundsoor dazu, heut Vormittag hat die Dame vom Kinderkrankenpflegedienst erste Stippchen entdeckt. Heute Nachmittag war ich mir nicht sicher, ob Nahrung oder gelblicher Rotz aus der Nase läuft. Bekommt er jetzt auch noch einen Infekt? Am Ende eine Lungenentzündung? Geben wir dann Antibiotika oder nicht? Was wäre schlimmer? So weiter zu machen oder …?

Das ist alles sehr bitter. Wir haben den kleinen Kerl doch so lieb.

Danke für alle guten Gedanken, eure Wünsche und Grüße. Ich freue mich immer sehr darüber.

Grüße aus dem Tränenmeer

die Löwenmama

 

Gestatten, mein Name ist Mb. Krabbe

18. September 2011

Heute vor 6 Monaten bekamen wir die Diagnose. Um 14.00 Uhr war der Termin. Freitag, 18. März. Gestatten mein Name ist Mb. Krabbe. Schneite rein in unser Leben und riß mein Mama-Herz und das des Löwenpapas in hundertausende kleine Stücke.

Und doch müssen wir dankbar sein – immerhin haben wir eine Diagnose. Man darf die ganzen Mamas und Papas und vor allem die betroffenen Kinder nicht vergessen, die irgendwas haben, man aber nicht herausfindet was es ist und man nicht weiß, wie es weitergehen wird. Ob sie älter werden, ob sie sterben… diese Ungewissheit muß schrecklich sein. Wissen ist macht. Sagt man so. Macht haben wir keine. Aber wir sind so nicht ganz machtlos. Wir wissen, wie es weitergehen wird. Vielleicht können wir uns ein klein wenig wappnen, so gut man sich in so einer Situation schon wappnen kann – aber es erwischt uns nicht so ganz von hinten.

Der Löwe ist momentan gerade sehr verschleimt. Halbe Nächte hatte ihn der Löwenpapa deswegen auf der Brust – ins Wohnzimmer sind die zwei gezogen, damit ich auch etwas Schlaf abbekomme. Wir inhalieren um die Wette, der Ball ist ein toller Ort oder auch unsere Unterarme. Aber in den Griff bekommen wird das Schleimproblem wohl nicht.

Und dann ist es wieder da, das Gedankenkarussell. Wir bekommen es nicht nur „nicht“ in den Griff, sondern eher „nicht mehr“. Man verdrängt es gerne. Die letzten Tage hören wir, dass der kleine Löwe nur noch sehr schwach abhustet. Es strengt ihn unheimlich an und es ist kein bums dahinter. Genauso beim Stinkern. Es tut uns in der Seele weh, ihn so kämpfen zu sehen. Das ist sehr, sehr bitter.

Mb. Krabbe, verzeih, aber Du bist ein Schwein! Ich hasse Dich!

Traurige Grüße aus dem Tränenmeer

die Löwenmama

merkwürdige, überdurchschnittliche Meilensteine

14. September 2011

Der Löwe ist heute 13 Monate alt. Bei Wikipedia steht, dass Kinder mit Morbus Krabbe im Durchschnitt 13 Monate alt werden. Ein sehr merkwürdiger Meilenstein. Findet ihr nicht?

Ich kann mich noch gut erinnern, als wir kurz nach Erhalt der Diagnose dies bei Wikipedia lasen. Wie bitter war das zu rechnen, wann das ist und ob wir den Löwen wohl dann noch haben.

Tja und heute ist dieser Tag. Und wie fühlt er sich jetzt an? Merkwürdig. Wirklich ein sehr merkwürdiger Meilenstein.

Heut ist ein scheiß Tag. Nicht wegen des Meilensteines, grad ist der Wurm drin. Wir haben saublöde Nächte, heute Nacht hab ich vielleicht zwei Stunden geschlafen und die nicht mal am Stück. Normalerweise wach ich vor dem Wecker auf, raus aus dem Bett und los geht der neue Tag. Ich bin eher ein Frühaufsteher. Abends lange aufbleiben liegt mir nicht.

Zur Zeit sondiere ich aber noch sehr spät, bin vielleicht gegen 23.00 Uhr fertig. Oft aber auch nicht. Vor ein paar Tagen ist es mir schon passiert, dass ich den Wecker im Halbschlaf ausgemacht und einfach weiter geschlafen habe. Das ist mir wirklich zuvor noch nie, nie, nie passiert.

Heute morgen war das wohl ähnlich. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, dass der Wecker geklingelt hat. Wach wurde ich viel zu spät. Mein Alltagsengel, die meinen Großen morgens mit zur Bushaltestelle nimmt, stand schon mit dem Auto vor der Tür um ihn einzusammeln, aber wir waren wirklich in dem Moment erst voller Verschlaf-Schreck aufgestanden. Logischerweise mußte ich warten, bis die Dame vom Kinderkrankenpflegedienst da ist, bis ich den Großen mit dem Auto in die Stadt zur Schule fahren kann und er kam natürlich viel zu spät. Mist.

Ich hab einfach so ein Schlafdefizit. Ich bin   h u n d e m ü d e  ! Ich kann nicht auf Befehl schlafen. Ich kann nicht „jetzt gehts grad“ und schwupps hinlegen und schlafen und vielleicht nach 20 Minuten wieder fit sein. Ach Scheißdreck!

Der Löwe schleimt um die Wette. Irgendwie ist wieder alles beim Alten. Man merkt einfach, dass er beim Husten wieder weniger Kraft hat, dass es schwerer fällt zu stinkern. Mir tut der kleine Löwe so leid, ich würd ihm das alles so gerne abnehmen. Dabei zuzusehen, wie man nichts tun kann, ist einfach nur schrecklich. Ein Albtraum. Grausam. Nicht zu ertragen.

Ich wollte eigentlich schon am Sonntag bloggen, aber ich war ehrlich gesagt noch zu geladen. Laut Bordstatistik landete jemand am Sonntag hier im Löwenblog, nachdem bei der Suchmaschine folgendes eingegeben wurde: „was macht man mit scheiß kindern die einen nerven?“

Das begleitet mich seit Tagen. Es hat mich so wütend gemacht für den Moment. Ach eigentlich bin ich immer noch wütend. Jeder, der Kinder hat, war von ihnen – warum auch immer – schonmal genervt. Und ja, Kinder können auch schreckliche Nervensägen sein. Das ist einfach so und das darf man auch sagen. Das, was diese Aussage so unglaublich macht ist das Wort „scheiß“. Scheiß Kinder. Scheiß Kinder? Auch das paßt nicht in meinen Kopf. Das ist einfach alles so ungerecht. Schreiend ungerecht!

Ich laß heute mal einen ganz arg lieben Gruß an meinen fahrenden Alltagsengel aus dem Nachbarort da! Du bist großartig, liebe Dani. Und auch die anderen Mamas, die mir meinen Großen vom Bus mit heimbringen. Und da hab ich noch eine Mami, die schon oft wegen des Fußballtrainings oft genug gefahren ist. Auch an Dich, liebe Katja, Danke! Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen kann.

Es grüßt euch herzlich

der arg verschleimte Löwe und die Löwenmama

 

 

„Tränenmeertrockner“

7. September 2011

Ich möchte mal ein Lebenszeichen in des Löwen Blog hinterlassen. Nachdem wir letzte Woche immer wieder Probleme mit zucken – also krampfen – hatten, ist alles wieder *ich traus mich gar nicht sagen, hab Angst es zu verschreien* weitestgehend stabil. Ich freu mich riesig drüber!!

Edit: das hatte ich vergessen, unser Löwenpapa ist ja jetzt wieder nach den fünf Wochen Semesterferien während der Woche weg beim Studium und ich allein mit den Kindern, wobei ich schon Unterstützung hab – aber wir wuppen das bis jetzt gut. 😀

Zur Zeit ist grad wieder eher so Verdrängung angesagt. Ach irgendwie auch nicht, blöd zu erklären. Man wird so vom Wecker geweckt, huuundemüde, und denkt sich so „ach ich würd so gern mal wieder ausschlafen“ und so wie man es fertig gedacht hat ist es wie Schockstarre: „das kannst Du erst, wenn der Löwe tot ist.“

Das ist grausam. Weil so wichtig ist ausschlafen nicht, man will den Löwen ja behalten und weiß gleichzeitig, dass dieser Tag jeden Tag ein Stück näher da ist und man weiß nicht mal wann. Man kann sich nicht drauf einstellen, Angst vor dem was kommt. 😦

Andererseits bin ich so im Umbruch. Sehr kreativ, an mehreren Fronten. Auch gedanklich sehr kreativ, was das Leben wohl mit mir macht, wo es mich hinführen wird, ja nicht wieder in alte Fahrrinnen tauchen. Alles anders machen. Ich habe aber etwas Angst davor, ob es evtl. eine Flucht wäre.

Gestern las ich den Spruch des Tages in der Tageszeitung:

Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Aber wir sehen oft so lange und so wehmütig auf die geschlossene Tür, dass wir diejenigen, die sich für uns öffnen, gar nicht sehen.

von Alexander Graham Bell

Wenn sich diese Türe meines Lebens schließt, hoffe ich die Kraft dazu zu haben, meinen Blick von der dann geschlossenen Türe abzuwenden und nach den anderen zu sehen. Ich hoffe, ich kann das dann.

Ihr wißt ja, mein Tränenmeer. 5-1=Tränenmeer. Und meine Kreativität. Das wurde daraus:

Photobucket

Photobucket

Wenn es meine Zeit erlaubt, sitze ich an der Nähmaschine und nähe sie. Da steckt Liebe drin – sehr viel Liebe, Wut, Trauer, ganz viel Löwenbaby und Löwenmama. Sie sind mir sehr wichtig geworden. Die ersten ließ ich noch von meiner lieben Bekannten, die das süße Löwenanzüglein genäht hat, mit der Maschine besticken, aber der Aufwand ist auf Dauer zu groß. Dann habe ich diese Webbänder machen lassen, mit dem Sternchen drauf – das ist toll! 😀

Allerdings hab ich grad noch mehr das Gefühl, für nichts und niemanden genug Zeit zu haben, bin total überfrachtet. Fange mehrere Sachen an und bekomme sie nicht oder zu lange nicht fertig, vergesse Rückrufe … bin total zerstreut und unstrukturiert.

Sehr beschäftigt hat mich die Tage eine Pressemeldung über ein Baby, das von seinen Eltern im Kofferraum des Autos gelassen wurde, während diese auf ein Konzert gingen. Das Baby wachte auf und schrie, Passanten riefen die Polizei, welche widerum das Auto öffnete und das Baby befreite. Dieses kam total durchgeschwitzt in die Kinderklinik. Die Eltern konnten erst nach vier!! Stunden ausfindig gemacht werden.

Wie verrückt ist das? Wer tut sowas? Und dann frage ich mich, wie sie mit einem so kranken Baby wie meinem Löwen umgehen würden und nein, eigentlich will ich doch keine Antwort. 😦

Ich bin dann mal wieder…

Es grüßt euch herzlich –

die Löwenmama

Das Singen im Wind

1. September 2011

Es soll mir einmal nicht mehr von meinem Kind bleiben, als das Singen im Wind?

Ich sitz hier und sondiere und schau zum Fenster raus und da strahlt das Morgenrot an der Nachbarshauswand. Da schoß mir dieser Gedanke durch den Kopf. Es macht mich so traurig. Können Tränenmeere überlaufen?

Dem Löwen geht es gerade nicht so gut. Die Tage hat er immer wieder Mahlzeiten im Schwall abgegeben und das hat mir schon Sorge bereitet. Er fühlte sich auch wieder verspannter an und so war meine Idee, ob die erhöhte Körperspannung was mit dem Erbrechen im Schwall zu tun hat. Da er auch wieder sehr viel wach war und viel getragen werden wollte und die Milch irgendwie schlecht reinging (wie ein Gegendruck beim Sondieren) überlegte ich, ob der Luminalspiegel wieder nicht ganz hinterher kommt, denn er wiegt jetzt fast 6 kg – so viel wie noch nie.

Ich klärte das mit unserem superduper Kinderarzt *gruß an dieser Stelle, falls Sie hier lesen, Sie sind einfach nur toll* und der Löwe bekommt etwas mehr Luminal. Alles gut, dachte ich und schwupps fing er mir gestern im Lauf des Vormittags wieder zu zucken an. Von zuerst immer mal wieder (hat er grad oder nicht?), bis einmal je Minute, bis alle 10 – 20 Sekunden. Also wieder die Nummer des Kinderarztes und nochmal einmalig etwas mehr Luminal zusätzlich, wenn wir schon dabei sind und dann warten…

Die Ärmchen und Beinchen flogen immer wieder und einer seiner schönen Geburtstags-Stofflöwen hielt auf dem Ärmchen liegend Wache, damit er nicht so „frei“ liegt. Tragen hat er nämlich nicht gern, wenn er zuckt, aber geborgen eingewickelt, nicht zu viel Freiheit, leichter Druck rundrum, das scheint sich für ihn sicher anzufühlen. Nahezu den ganzen Tag hielt auch ich Wache bei ihm und habe sein Köpfchen gestreichelt, das hat er nämlich auch sehr gerne. Da fühlt er, dass er nicht alleine ist. Sauerstoff gabs gestern auch ein ums andre Mal, weil er so ganz anders und irgendwie stoßartig geatmet hat. Es schien ihm gut zu tun, er atmete dann wieder normal.

Die Nacht war durchwachsen, da war aber eher der Schleim dran schuld und wir sitzen auch schon wieder seit vor 06.00 Uhr hier unten und sind seit 04.00 Uhr wach. *gäääähn*

Der Löwenbauch ist nun voll und ich verabschiede mich für den Moment.

Es grüßt euch herzlich

die Löwenmama