Posts Tagged ‘Geburtstag’

Fünf Sternschnuppen alt

14. August 2015

Wenn man zur Zeit nachts aufmerksam den Blick zum Himmel richtet, hat man gute Chancen, ein paar Sternschnuppen zu entdecken. Ich finde das jedes Mal wunderschön, verbindet mich mit dem Himmel doch etwas besonderes. Johannes ist heute dann wohl fünf Sternschnuppen alt. 

Ich gebe zu, ich muss auch oft Tränen abwischen, wenn ich einen wunderschönen Sternenhimmel betrachte, kommt mir doch gern „Der kleine Prinz“ in den Sinn. Wer ihn nicht gelesen hat, hat etwas versäumt und sollte es dringend nachholen. 

Die Stelle, wo der Fuchs dem kleinen Prinz erklärt, dass er ihn erst zähmen muss, ehe er mit ihm befreundet sein kann, ist besonders für mich, sind es doch auch die besonderen Begegnungen, wo wir Menschen zähmen (dürfen) oder von ihnen gezähmt werden und etwas besonders daraus entsteht.

Auch Johannes hat uns gezähmt und weil unsere Verbindung so besonders war, tut es auch besonders weh. Dieses sehr schöne Zitat stammt aus diesem Kapitel, als sie sich voneinander verabschieden müssen:

„Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein, wirst Sterne haben, die lachen können.“ von Antoine Saint-Exupery

Wenn ich nachts in den Himmel schaue, lachen für mich zwei Sterne. Einer für Jo, der große und der kleinere daneben, für mein Elis-chen. Aber niemand hat mich jemals gefragt, ob ich lachende Sterne haben möchte, wo zwei meiner Kinder drauf wohnen. 

Traurige Grüße von eurer Löwenmama

Johannes 3. Geburtstag

14. August 2013

Johannes wäre heute drei Jahre alt geworden. Vermutlich wäre er ein stolzes fast-Kindergartenkind. Vielleicht wäre er auch schon in die Kleinkindgruppe gegangen. Wenn man eine große Schwester hat, die jeden Tag in den Kindergarten gebracht wird, drängelt man vielleicht so lange, bis man auch endlich „darf“. Aber all das ist nur Grüblerei. Johannes ist nicht mehr da.

Der Tag heute war für mich sehr schwer und ich bin froh, dass er vorbei ist. Ich saß gestern abend noch lange bei Johannes am Grab und habe geweint. Eine fremde Frau setzte sich zu mir und tröstete mich. Das hat mich sehr berührt, denn das ist mir noch nie passiert. Es ging mir einfach so viel durch den Kopf. Drei Jahre zuvor war Johannes noch in meinem Bauch und ich so voller Vorfreude. Dem vollendeten Glück eine Geburt weit entfernt. Ohne zu wissen, was für eine Lawine da schon lange im Rollen ist.

Mein Leben hat sich sehr verändert. Es ist völlig anders, als es mal war. Nicht alles daran ist schlecht. Sicher nicht. Nein, es gibt sogar Dinge, die sind richtig, richtig gut. Ich lerne da ganz neue Seiten an mir kennen. Aber vielleicht wäre ich lieber in meinem alten Leben ohne erweiterten Horizont, mit allen drei Kindern – gesund – geblieben. Aber die Wahl hatte ich nicht.

Wir haben heute sicher das beste aus dem Tag gemacht. Letztes Jahr haben wir uns nicht zugetraut, ihn alleine gut zu überstehen und mit Verstärkung der Verwandtschaft und engen Freunden die Wanderung gemacht. Dieses Jahr wollten wir alleine sein. Sehen, ob wir das auch alleine hinbekommen. Heute morgen saß ich da, weinte, und hielt mich an meiner Tasse Kaffee und natürlich dem Löwenpapa fest. Ich konnte mir nicht gut vorstellen, den Tag halbwegs gut hinter mich zu bringen. Jetzt ist er vorbei und ich bin froh.

Wir haben heute einen Ausflug in eine Tropsteinhöhle gemacht. Die Frau, die die Führung durch die Höhle gemacht hat, zeigte uns einen Tropfstein, der aussieht wie eine mehrstöckige Geburtstagstorte. Die habe ich für Jo fotografiert.

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Ich habe gestern aber auch einen „richtigen“ Kuchen für ihn gebacken, den wir heute Nachmittag gegessen haben.

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Johannes hatte an sienem Grab aber auch Besuch und von seinen Geschenken habe ich ein paar Bilder gemacht.

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Das hier hat er von uns bekommen. Johannes hatte ein WinniePooh-Stehaufmännchen, das klinklonk macht. Das hat er sehr gerne angeschaut. Das mochte er richtig gerne. Auf seinem Grab hat er den Esel davon als Sternenfänger mit einem Netz. Sein Geschenk haben wir in Dänemark im Urlaub gefunden und es paßt perfekt dazu.

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Kleiner Stinker, ich weiß nicht, wie man im Himmel Geburtstag feiert. Aber ich hoffe, Du hattest ein sehr schönes fest. Ich war heute sehr traurig und mir fiel es nicht leicht, den Tag gut zu überstehen. Ich hoffe, Du siehst es mir nach. Mama liebt Dich!

Es grüßt euch

die Löwenmama

Johannes 2. Geburtstag – der erste ohne ihn

14. August 2012

Heute ist Johannes 2. Geburtstag.

Happy Birthday, kleiner Löwe!

Ich muß sagen, ich hab Tag für Tag mehr Muffensausen bekommen. Schon vor längerer Zeit haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie wir diesen Tag gestalten wollen. Arbeiten gehen kam nicht in Frage. Freizeitpark oder irgendetwas lustiges, lebendiges war die erste Idee. Wir verwarfen aber diesen Gedanken wieder und wollten in die Berge – wie nach Johannes Tod. Das lag uns am nähesten.

Mein Bestreben war es aber inzwischen nur noch, den Tag zu überleben. Ich wollte, das es ein schöner Tag wird und es war mir wichtig, das ich für Johannes etwas mache. Aber ich wollte auch, dass er einfach nur vorbei geht.

Trotz allem, ganz wichtig war mir, das es ein Geschenk gibt, das der Löwenpapa und ich schon vor einer ganzen Weile gekauft hatten. Vorgestern packte ich es ein und es war ein wirklich dummes Gefühl, ein Geschenk für ein Sternenkind einzupacken.

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Und dann sollte es einen Geburtstagskuchen geben. Ich habe mir ein paar Tage davor schon Gedanken gemacht, was ich für einen Kuchen backen könnte. Geburtstagskuchen für ein Kind sind immer etwas sehr besonderes. Sie dienen ja nicht nur dazu die Feiernden satt zu machen, sondern sollen Kinderaugen zum Strahlen bringen. Dieser Kuchen sollte keine Kinderaugen zum Strahlen bringen… Was für ein scheiß Gefühl. Tränenmeer.

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Ich hatte die Tage davor meinem Mädchen eine Geschichte von „Frederick und seinen Mäusefreunden“ vorgelesen. In der ersten Geschichte geht es darum, dass Frederick und seine Mäusefreunde sich auf den kalten Winter vorbereiten und Getreide, Nüsse und Stroh sammeln und alles in ihren Unterschlupf in der Steinmauer bringen. Alle arbeiten, mühen sich ab und plagen sich um für den Winter vorzuarbeiten, nur Frederick scheinbar nicht. Die anderen Mäuse sind irgendwann recht vorwurfsvoll, denn wenn sie Frederick fragen was er macht weil er nur rumliegt, antwortet er, dass er sammelt. Worte, Sonnenstrahlen, Farben, … Die Mäuse konnten damit nichts anfangen und ärgerten sich über die vermeintliche Faulheit von Frederick. Der Winter kam, die Mäuse hatten sich gut versorgt und es war eigentlich recht gemütlich in der Steinmauer. Die Mäuse hatten es kuschlig und genug zu essen. Das sollte aber nicht immer so sein und als irgendwann eine ganz karge Zeit eintrat, wo es nicht mehr kuschlig war, das letzte Korn geknabbert war und es nichts mehr zu reden gab fiel den Mäusen ein, dass sie ja noch Fredericks „Vorräte“ hatten. Sie fragten ihn also, was mit seinen Vorräten sei und Frederick forderte sie auf, die Augen zu schließen. Er erzählte den Mäusen von den roten Mohnblumen, den blauen Kornblumen, erzählte ihnen von der wärmenden Sonne und dichtete. Die Mäuse lobten Frederick kräftig, diese „Vorräte“ hatten sie gerne.

Diese Geschichte erinnerte mich daran, dass wir in der Trauer wortlos sind, die Sonne nicht immer gut spüren können und die Welt seit Johannes Tod weniger bunt ist. Ich wollte heute das „bunt“ sammeln und ganz bewußt beachten, die Sonne tanken und Worte sammeln. Hier sind unsere bunten Schätze:

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Frederick sollte uns begleiten, den hatte ich für Johannes gebastelt:

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Die Wanderung war sehr schön, auch wenn etwas ungeplant chaotisch. Wir hatten die Route als leichte, familienfreundliche Tour herausgesucht, Anforderungsprofil wenig Kondition. Und wir liefen über Stock und Stein, rauf und runter und mußten am Ende umkehren, da wir den Weg mit unserer Kleinen nicht bewältigen konnten. Aber es war irgendwie wie im richtigen Leben. Man hat eine Vorstellung, plant etwas und am Ende läuft es ganz anders. Es war egal. Die Strecke sah auf dem Rückweg von der anderen Seite gleich nochmal ganz anders aus und war trotzdem sehr schön. Eine schöne Wanderung. Gut überlebt. Wir hatten wirklich schon andere Probleme als eine ungeplant verlaufende Wanderung und eine Kehrtwende zu machen.

Ein paar Momente versuchte ich einzufangen…

Licht und Schatten…

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Glockenblumen…

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Dem Himmel so nah…

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Diese Puschel waren so weich – sie hätten ihm sicher gut gefallen…

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Die Farbe erinnerte mich an die Farbe seiner Löwenmähne…

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Ganz weit oben – nochmal dem Himmel so nah…

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Diese Zartheit. Diese Frische. Diese Reinheit, dieses schützenden Frauenmantels! Wow.

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Nach der Wanderung stärkten wir uns zu Hause erstmal beim Löwen-Kuchen.

Abends führte uns unser Weg zum Friedhof. Es lag hier immer noch ein Geschenk. Ein Korb voller Kerzen. Unsere bunten Schätze, die wir von der Wanderung mitgebracht hatten. Und wir wollten ein paar Seifenblasen pusten, bei Johannes sein. Ihm einen ganz persönlichen Besuch abstatten. Wir waren nicht die einzigen, die Johannes besuchten. Wir sahen es an den kleinen Besonderheiten, die von seinen Besuchern mitgebracht wurden…

Ein Affe vom Bruder gebastelt:

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Windspiel…

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Ein „Bob der Baumeister“ für kleine Kerle:

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Und ein sehr stolzer Löwe.

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Eine süße kleine Holzpfeife ist links auf dem Geschenke-Bild oben im Beitrag zu sehen. Und eine schöne Rose fanden wir am Grab.

Wir sind froh, das dieser lange Tag zu Ende ist. Wir haben sicher das beste draus gemacht, was man draus machen konnte. Und wir danken allen, die uns begleitet haben, die Johannes etwas gebracht haben, die uns nahestanden. Die den Tag zu dem gemacht haben, was er war. Danke an alle, die uns -wie auch immer- nahe waren.

Es grüßt herzlich

die Löwenmama

Impressionen am Kindergrab

26. Mai 2012

„Viele, viele bunte Smarties Blumen.“

Das genau war gestern meine Assoziation, als ich durch den Gartencenter schlappte und mal wieder Blumen für des Löwen Spielwiese aussuchte. Es sollte bunt, verspielt und kindlich sein. Nichts von diesem symmetrischen Erwachsenenkram. Ein alter Mann kam zu Johannes Grab gelaufen als ich fast fertig war und sagte, ich hätte es wirklich schön gemacht. Das hat mich auf eine seltsame Art gefreut und berührt.

Also, wer mag: Impressionen an einem Baby-Grab…

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Glockenblümchen als Engels-Versteck. Sie waren viel mehr zart lila, nicht so blau wie auf dem Bild.

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Huch, da hat sich eine Giraffe zwischen den kunterbunten kleinen, bunten Smarties Portulak-Röschen versteckt.

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Mit diesem Dachboden-Fund würde er jetzt sicher sehr gerne spielen, wenn…

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Bunter Island-Mohn könnte fast als Löwenmähne durchgehen von der Form her…

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Und immer noch alle Steine und Schneckenhäuser – Johannes, wir vermissen Dich so unendlich sehr.

Was Würdest Du wohl jetzt machen, kleiner Mann? Du wärst jetzt 21 Monate alt. Würdest durch den Garten rennen und ich hätte abends große Mühe, Dich und Deine Schwester ins Bett zu bekommen. Würdest alle Bauwerke unter großem Protest Deiner Geschwister gekonnt zerstören, erste Hüpfversuche auf dem Trampolin wagen und alle Herzen brechen, denn Du hattest einen ganz besonderen Charme mit Deinen karamellbraunen Haaren und so besonders blauen Augen. (Wenn sie nicht einfach aufgehört haben ihre Farbe zu wechseln, als Du aufgehört hast Dich weiter zu entwickeln, zu wachsen, Zähne zu bekommen…)

Unser Leben ist zur Zeit ein Mitgehen mit dem Terminkalender. Der Bau unseres Hauses erfordert viele, viele Termine. Der Löwenpapa schreibt zwischen den Terminen seine Masterarbeit. Ich hechte von Dienst zu Dienst, das bringt zusätzlich Streß. Aber für mich war es richtig, wichtig und gut wieder ins Berufsleben einzusteigen. Ich merke auch erst jetzt, dass ich im Johannes-Jahr Selbstvertrauen eingebüßt habe. Das kommt wieder. Das ist gut so.

Aber weil alles zur Zeit so hektisch und voll ist, bleibt wenig Zeit für einen selbst. Das kann in der Trauer auch mal ganz gut sein, wenig Zeit zu haben, einfach nur mit allen Terminen mitzugehen. Aber es ist echt anstrengend. Es wird aber auch wieder anders.

Das ist sicher auch der Grund, wieso ich hier gerade weniger schreibe. A) fehlt mir die Zeit und b) interessiert es hier vermutlich niemanden, dass wir Türen und Drückergarnituren, Holzböden und eine Küche ausgesucht haben und wie es in der Arbeit war. Wobei – das wäre Stoff für ein eigenes Blog. Ein mal zur Abwechslung lustiges. 😉

Meine Trauer ist zur Zeit mal gar nicht, mal voll da. An einem anderen Tag begleitet mich Johannes einfach ständig. Das fühlt sich dann gut an. Es wechselt täglich. Ist nicht immer einfach. Aber das hat ja auch niemand behauptet, das es einfach ist.

In der Arbeit gibt es Johannes nicht. Das ist einerseits gut, weil ich ich sein darf. Andererseits ist es beklemmend, wenn ich Johannes erwähne, weil es ihn eben nicht gibt, er es übergangen wird und das Gespräch abbricht oder das Thema gewechselt wird. Auch wenn meine engsten Kollegen von Johannes wissen. Das ist ganz klar der Hilflosigkeit geschuldet, wie damit umzugehen.

In der Arbeit findet sich oft die Löwenmama mit der Maske. Wo es blubbert, sprudelt und lacht. Ich eigentlich gar nicht ich bin, oder irgendwie auch wieder doch. Es ist locker leicht, aber leider auch oft anstrengend. Irgendwie bin ich da jemand anderes. Dort sind nur Anteile von mir. Die anderen Anteile haben dort keinen Raum.

Ich habe momentan immer öfter das Gefühl, ich würde gerne ein gutes Gespräch über Johannes und diese Zeit führen können. Aber immer in dem Moment mangelt es an einem geeigneten Gesprächspartner. Die gibt es ja nicht in Überzahl. *doofgrins* Ich habe Redebedarf. Weiß aber gar nicht so recht, warum. Wo einsteigen. Ist das Aufarbeitung? Eigentlich gibt es nichts zu reden, es ist, wie es ist. Aber es war schon enorm viel, was da in diesem Jahr auf uns eingeprasselt ist.

Manchmal möchte ich einfach nur weinen. Ganz wortlos. Manchmal tu ich es auch. Manchmal geht es aber nicht. Falsche Zeit, falscher Ort. Und auf dem Weg zur Arbeit schaut das einfach scheiße aus, wenn man mit frisch verschmierter Kriegsbemalung antanzt. Also brav Tränen runterschlucken, über die Fingerabdruckkette streichen und fertig.

Johannes Geburtstag beschäftigt mich jetzt schon gedanklich sehr. Was mache ich an diesem 14. August? Der Löwenpapa ist nicht da, an seinem Studienort, hat aber schon eine Idee für sich. Ich hab noch keine. Wollte zuerst Kaffee trinken und ein bißchen feiern mit der Familie. Ich denke aber eher, dass ich mit den Kindern einen Ausflug machen werde. Vielleicht in die Berge? Uns wird sicher etwas einfallen. Aber feiern möchte ich nicht. Es wird aber wieder ein Sommerfest geben. Nicht an diesem Tag. An irgendeinem. Für Johannes. Jedes Jahr. Mit bunten Luftballons… eben wie viele, viele bunte Smarties.

Es grüßt euch herzlich

die Löwenmama