Das Leben schmeckt gerade sehr bitter.
Gestern abend kam das mal wieder alles so hoch. Eine blöde Situation mit meinem Mädchen wo sie ihren Dickkopf durchsetzen wollte und ich Grenzen setzen mußte. Ein Kraftakt beiderseits. Eine Zerreissprobe für mich. Sie hat ihren Kopf auf. Aber manchmal kann man ihn nicht durchsetzen und das versteht sie noch nicht.
Aber ich habe es schon lange erkannt, dass alles was in der Familie gerade schief läuft, multikausal ist. Es hängt zusammen. Das ganze Umfeld krankt. Ich bin mir sicher, wäre alles gerade nicht so, wie es ist, wäre die Situation nie so zustande gekommen.
Ja, das Leben schmeckt gerade sehr bitter, habe ich eingangs geschrieben. Selten habe ich es so deutlich wie gestern abend geschmeckt und das Tränenmeer ausgiebigst bedient.
Ich wollte immer so eine tolle Mama sein. Ich war immer auf jedem Fußballspiel mit meinem Großen. Jetzt auf keinem mehr. Als er so alt war wie mein Mädchen, kannten wir alle Kinderlieder auswendig, kannten alle Klappen aus seinen geliebten Klappenbüchern, spielten wir Spiele. Mein Mädchen braucht Hilfe beim Rutsche raufklettern, was andere in ihrem Alter schon in Windeseile alleine machen. Sie steigt nicht alleine Treppe, obwohl sie es sicher schon lang könnte. Nein, nicht könnte, sie kann es. Aber wir sind es, die es ihr nicht zutrauen – aus Angst, dass sie runterfällt. Steintreppe. Gar nicht auszumalen, was passiert.Für alles andere bleibt kaum Zeit, nicht genug Gelegenheit.
Auf den Spielplatz zu gehen, da hatten wir bis jetzt nie die Gelegenheit. Ich konnte ja den Löwen nicht mitschleppen und auf einem Arm den Löwen und mit dem anderen sie auf der Rutsche begleiten mit einem Arm – nein, das ging nicht. Ich kann viel, aber ich stieß allzu oft an meine Grenze in der Vergangenheit.
All das, was ich jetzt mit meinen Kindern versäume, kann ich nicht mehr nachholen.
Mein Großer kam gestern aus dem Urlaub zurück. Er freute sich riesig, wieder zu Hause zu sein. Und wir freuten uns auch, dass er endlich wieder da ist. Am Abend hatte ich das Gefühl, er wäre am liebsten wieder weg. Das tut weh. Das tut so verdammt weh. Ich bin doch ein Muttertier, durch und durch. Zum Glück ergab sich gestern noch eine Situation, wo wir darüber reden konnten. Er ist was das aller hier gerade anbelangt sehr, sehr reif. Er hat sehr genaue Pläne von den letzten beiden Ferienwochen. Freibad, Freunde treffen, Fußballtraining, welches wieder in einer ganz neuen Mannschaft bereits vor einer Woche begonnen hat, wo er sich seinen Platz im Tor sichern mag, weil er da so gut ist und es ihm so gut gefällt und nun Konkurrenz droht. Er will jeden Tag etwas für die Schule tun, um einen guten Start zu haben – ich möchte ihn so gut es geht unterstützen und mir Exklusivzeit nur für ihn nehmen.
Wie wird das, wenn die Schule wieder losgeht? Alle starten ausgeruht von den Ferien frisch durch ins neue Schuljahr. Ich bin noch viel mehr im Arsch als vor ein paar Wochen. Dieses früh morgens Aufstehen zum Sondieren und jeden Tag noch so spät zu sondieren schlaucht mich. Ich konnte mich in den letzten Wochen nicht erholen.
Ich hab dieses System ja noch nicht ganz kapiert, aber offenbar brauchen wir die höchste Pflegestufe, damit wir den Kinderkrankenpflegedienst stundenmäßig aufstocken können. Ist ja schon alles beantragt, der MDK war zwei Tage vor des Löwen Geburtstag da – ich bin gespannt, wann der Bescheid kommt. Wenn wir kein höheres Stundenkontingent für den Pflegedienst bekommen, weiß ich nicht, wie es weitergeht. Ja irgendwie ja schon, aber ich hab keinen Plan Vor allem nicht davon, wohin das führt.
Alles hat ja bekanntlich seinen Preis. Man hört ja immer mal wieder so blöde Sprüche, diese klassischen Weisheiten des Lebens. Da gibt es ja diesen „Im Leben ist nichts umsonst – außer der Tod“. Aber das stimmt nicht. Der Preis für den Tod ist in diesem Fall verdammt hoch.
Ich habe übrigens einige sehr wertvolle Gedanken zum Thema „Freunde – Kreislauf“ bekommen. Da waren einige Aspekte dabei, so hab ich das noch nie gesehen. Ich danke euch dafür. Ich würde gern jeder etwas mehr dazu schreiben, aber ich schaff es nicht. Das tut mir leid, aber es ist so. Hier liegt seit drei Tagen das Geschenk für meine liebe Mama und wartet auf Geschenkpapier. Ich schaff ja nicht mal das… ich wollte nur sagen, ich partizipiere sehr von euren Gedanken und sie gehen nicht ins Leere.
Es grüßt euch
die Löwenmama