2011 – das war das Jahr unseres Löwen.
Es war für uns ein sehr trauriges Jahr, das traurigste, das wir allesamt jeh erlebt haben. Auch ein anstrengendes Jahr – die persönliche Borderline überschreitend. Ein Jahr, in dem sich jeder einzelne von uns neu kennenlernte. Alles gab, für das er im Moment „zuständig“ war. Sein bestes gab und immer das Gefühl hatte, es ist nicht genug. Es war ein sehr lehrreiches Jahr, wo wir alle mehr lernten vom Leben, als vielleicht jeh wieder. Es war aber auch ein sehr besonderes Jahr, weil es uns viel intensive Zeit mit diesem tollen Löwen schenkte – unserem kleinen Löwenbaby.
Wenn ich zurückblicke, so war eines in diesem Jahr oft so schwierig. Neben den vielen, vielen Sorgen und der großen Angst spielte die Zeit eine so große Rolle. „Wieviel noch…“, „zuwenig davon“, „stehenbleibende Zeit“, „Zeit, die vergeht, immer im gleichen Tempo“. Auch die Liebe spielte eine große Rolle. Die unerschöpflich ist, die nie ausgeht, die man aufsaugen kann wie ein Schwamm, die man geben kann ohne was dafür zu tun, die man säckeweise wohin auch immer mitnimmt. Die letztlich sogar größer ist als der Tod. Und der Tod war es, der immer irgendwie dabei war und ist. Der endgültig ist. Der ein Drecksack ist, weil er sich von hinten anschleicht und einfach so das Liebste nimmt…
Und dann war es natürlich der Mb Krabbe, der eine sehr große Rolle einnahm. Eine viel größere, als wir ihm jemals einräumen wollten – nämlich keine. Er war kein bestellter Statist, er hat sich einfach so in unser Leben geschlichen und den Tod auch noch mit angeschleppt. Er ist „das Schwein“, das unser ganzes Leben umgekrempelt hat. Und am Schluß bleibt nur noch die Frage nach dem „Warum“. Die uns keiner beantworten kann. Auch nicht Gott. Wenn es ihn denn gibt. Worauf es letztlich auch keine Antwort gibt.
Da gibt es irgendwo auf der Welt ein kleines Kind, ein kleines Baby, das seit Juni mit seiner Löwengeschichte im world wide web steht und seitdem bald 135000 Klicks „kassiert“ hat. Das mit seiner Geschichte ohne zu fragen in der Zeitung erschien. Das von so vielen lieben Menschen gedanklich begleitet und getragen wird. So viele Kerzen. Ach könnte man alle auf einmal sehen. Unser riesen Tränenmeer könnte dieses Lichtermeer vermutlich nicht löschen.
156 Beiträge, die von inzwischen 59 Followers regelmäßig empfangen werden
748 Kommentare, die ich nie wirklich beantworten konnte aber meist so wertvoll waren
104 Tags – Worte, nett in einer harmlosen Wolke anzusehen, die unseren Alltag prägten
91.738 – so oft wurde die Startseite im letzten guten Halbjahr aufgerufen
1.931 mal wurde der Beitrag 14:38 Uhr vom 25.09.2011 gelesen
42 mal wurde das Wort „weinen“ getagged und war das am meisten benutzte Schlagwort, danach folgen
24 mal „Leben“ und
22 mal „Tod“
Ich hab diese Statistik schon sehr lange nicht mehr eingesehen und finde es interessant. Alles liegt so eng beieinander.
Es gab in diesem Jahr so viele besonders schöne Momente, die so intensiv waren. Allen voran dieser hier – nie werde ich diesen Nachmittag unter dem Apfelbaum vergessen:
Oder wenn ich seine Hand hielt – Deine Hand, meine Hand – für immer. Ja, für immer. Ich fühle sie noch in meiner, auch wenn es mir die Tränen in die Augen treibt, wenn ich daran denke, das ich sie nie mehr halten kann. Nie mehr mit meiner Nase über seine fahren kann, über seine Stirn. Das tut so weh.
Es gab dieses wunderschöne Sommerfest am 14.08.2011, das des Löwen erster und auch letzter Geburtstag sein sollte. Kaiserwetter, wie an seiner Taufe. Die Ballons steigen zu lassen waren so bewegend.
Letztlich ein sehr trauriger Anblick, ein „fröhlicher“ Löwe auf einer Grabkerze…
Wir sind als Familie immer noch sehr geschafft. Wir sind nicht mehr die Alten, aber auch noch nicht die Neuen. Aber wir halten zusammen und tragen uns gegenseitig. Es gibt noch viele, viele ganz blöde Tage. Wir lernen aber auch langsam zu lachen. So etwas wie Glück zu empfinden. Wir planen wieder unsere Zukunft, haben neue Träume. Aber immer mit dem Löwen in Gedanken und dem Herzen dabei. Es gibt keinen Tag, wo man nicht morgens schon an den Löwen denkt, ihn nicht abends vor dem Einschlafen in Gedanken im Kopf hat. Er ist immer präsent und spielt eine so große Rolle in unserem Leben, als wäre er noch da. Irgendwie ist er es auch noch. Aber es fließen auch oft Tränen. Weil er so sehr fehlt. So stark. Man kann es einfach nicht in Worte fassen.
Ich möchte mich auf diesem Weg noch einmal sehr herzlich für alle wertvollen Geschenke bedanken, egal wie groß oder klein sie waren. Unsere Fingerabdruckketten tragen wir immer. Sie sind so wichtig für uns. Ein Engelrufer ist mein neuester Begleiter und die Matrioschka-Löwen stehen neben Johannes Bild hier auf dem Tisch neben mir. Ich kann gar nicht alles erwähnen… es sind so zahlreiche Dinge. Auch für jeden Besuch beim Löwen am Grab bedanken wir uns – es macht uns immer irgendwie froh, wenn wir sehen, dass dort eine neue Kerze steht, ein Engel hinterlassen wurde, ein Blumengruß liegt…
Dieses alte Jahr haken wir gerne ab. Es war einfach nur ein Scheißjahr. In das neue stürzen wir voller Hoffnung, großen Vorhaben, aber auch etwas ängstlich. Die Leichtigkeit fehlt. Aber wir hoffen, dass es ein besseres Jahr wird. Vielleicht auch eines, wo man das Glück – ihr wißt, wie der gute Rotwein – etwas leichter fühlen kann, wo das Glück es schafft, sich etwas breit zu machen.
Ich wünsche euch allen von Herzen ein gutes neues Jahr und vor allem Gesundheit!
Es grüßt euch der kleine Löwe mit seinen stolzen Eltern und liebenden Geschwistern, als seine Welt noch halbwegs in Ordnung war…
Bis zum nächsten Jahr
eure Löwenmama