Posts Tagged ‘Gefühle’

Aufbruch und die Erkenntnis, das Flucht tatsächlich nicht funktioniert

11. März 2012

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Dieses Blumenbild entstand letztes Jahr. Als schon alles klar und nichts mehr klar war. Wo schon klar war, was auf uns zu kommt und wir nicht mehr wußten, wie es weitergeht, wie wir weiter leben sollen.

Doch trotzdem symbolisiert dieses Bild Aufbruch. Frische. Blumen. Es duftet gut, Wärme. Frühling. Eine gewisse Fröhlichkeit. Aber auch den Fortschritt. Das nichts bleibt, wie es war. Und Beständigkeit. Das man sich auf die Blumen, die Jahreszeiten, das fortwährende Ticken, darauf das die Zeit nicht stehen bleibt, verlassen kann. Das es immer irgendwie weitergeht. Das ist Trost.

Mir ging heute morgen ein Licht auf. Nein, ein ganzer Kronleuchter. Alles wollen wir neu machen. Alles wollen wir anders machen. So viel Unruhe und Hektik. So viel Streß. Der Streß, das Neue macht die Unruhe. Aber es macht auch zuversichtlich. Man ist unruhig, weil Neues auf einen zukommt. Das kann auch sehr erfrischend sein. Aber es bringt auch Unruhe rein, wo wir Ruhe so dringend nötig hätten. Aber vielleicht können wir (ich??) nicht (noch nicht??) ruhig sein. Weil Ruhe abverlangt, das der Kopf nicht um das Neue kreist, sondern um all den ganzen anderen Kram, der vielleicht für den Moment zuviel wäre.

Was mir heute aufging war, dass das Neue eigentlich eine Flucht ist. Flucht funktioniert nicht. Man kann sich wunderbar ablenken. Kann über viele neue Dinge nachdenken, viele Eindrücke prasseln auf einen ein. Dann ist das Neue irgendwann da und dann kommt der Tag, da ist es nicht mehr neu sondern auch wieder alt. Und dann würde man was neues suchen, wäre man noch immer auf der Flucht.

Wann hören wir auf zu flüchten?

Wenn wir mutig genug sind uns Ruhe zu geben um die ganzen Gefühlstsunamis und Tränenmeere kommen zu lassen?

Aber vielleicht wäre es wirklich zuviel und man braucht den frischen Wind um der Nase drumrum, um dem Alten nur soviel Raum zu geben wie man erträgt?

Wenn ich das wüßte, wäre ich schlauer.

Vielleicht sollen wir aber jetzt für den Moment auch noch ein wenig vor uns selbst flüchten. Für den Moment fühlt es sich noch richtig an. Also flüchten wir halt noch ein bißchen. Oder sind wir doch nur im Aufbruch?

Einen Gruß laß ich euch noch da, dann bin ich wieder weg – auf der Flucht oder im Aufbruch. Wer weiß das schon…

die Löwenmama

Heute vor einem Jahr – Das Palindrom

11. Februar 2012

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Heute vor einem Jahr. Das Palindrom. Sogar fast perfekt – 11.02.2011 – 10.10 Uhr Hätten wir den Termin um 10.01 Uhr gehabt, wäre es so richtig perfekt gewesen, das Palindrom.

Aber es sollte gar nichts perfekt sein.

Heute vor einem Jahr hatten wir Hoffnung. Wir waren emotional schon so tief gefallen, hatten schon Gefühlsabgründe durchlebt. Schon so viele verzweifelte Tränen geweint. Schon so viele Horrorszenarien in Gedanken entwickelt und hoffnungsvoll verworfen, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. So viele Anker geworfen. So viel Positives gesehen, dass es gar nicht so schlimm kommen kann.

Heute vor einem Jahr war dieser mit größter Nervosität erwartete Termin im SPZ. Es war gefühlt so ein alles entscheidender Termin. Wie erwartet kamen wir genauso schlau wie vorher und einem Haufen Anschlußtermine wieder raus.

Mitgenommen haben wir uns damals, dass der Ultraschall vom Kopf gut war. Alles so, wie es sein soll, außer ein wenig vergrößerte, wassergefüllte Hohlräume, die vielleicht auch Einstein hatte. Und das er kognitiv normal entwickelt scheint und die motorische Eingeschränktheit ihn ganz massiv ärgert. Ob die Ärztin wohl schon die Streckspastiken als solche erkannt hatte?

Der kleine Löwe hatte sich so durchtbar aufgeregt, so viel geweint. Dass die Reflexe nicht auslösbar waren schoben wir darauf. Die ängstliche Frage, ob es wegen seines vielen Weinens sei, dass das Beinchen nicht nach oben schnellt, obwohl sie es immer und immer wieder versuchte, wurde mit „ja, wahrscheinlich“ beantwortet und wir schluckten es, dachten nicht mehr weiter darüber nach. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Das Positive aufnehmen und bewerten. Vielleicht ist das eine tolle Schutzfunktion unserer Seele. An das Gute glauben – denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

Heute wissen wir, dass seine Schutzreflexe nicht mehr funktionierten, weil der Morbus Krabbe schon daran genagt hatte. Er konnte es nicht mehr. Das tut so weh. Aber ich bin froh, dass wir es damals nicht überbewertet haben. Die Zeit, bis wir fünf Wochen später die Diagnose hatten, war lang genug. Hat uns genug zermürbt. Der Morbus Krabbe hat auch an unserer Seele genagt. Und das nicht zu knapp.

Hätte man mir damals gesagt, dass der Löwe heute schon lang nicht mehr da ist… ich weiß nicht, was gewesen wäre. Ich hätte das nicht ertragen. Der Mensch ist schon ein komisches Ding. Man wächst offenbar wirklich in alles rein. Was für ein genialer und doch so fehlerhafter Einfall wie doch sind.

Heute vor einem Jahr. Was für ein Scheißtag!

Es grüßt euch

die Löwenmama

Eiszeit

17. Januar 2012

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Gerade ist Eiszeit. Nicht in unseren Herzen, aber ich glaube gefühlsmäßig. Ich bin gerade wenig traurig. Wieder etwas Seelen-schon-Tage. Aber wenn ich eine Mama mit einem kleinen Bub sehe, tut es weh. Sehr weh. Komme ich in eine Mehrkindfamilie und alle wuseln so vor sich hin, steigen mir die Tränen in die Augen. Ich hätte das auch so gerne gehabt. Ich hatte es!! Aber alles ist anders und nichts mehr wie es war. Dann ist das fehlende Puzzleteil so konkret vor Augen. Das ist ein ganz neuer Schmerz, ein ganz anderer, mit einer neuen Qualität.

Ich habe öfter das Gefühl, als wäre die Trauer so groß und weit wie der Himmel. Mit vielen Wolken davor. Es spitzelt immer nur ein bißchen Blau, ein bißchen Trauer durch. Umso mehr die Trauer heilen konnte, umso mehr Blau kann sich zeigen, ohne das der Schmerz übermächtig wird. Aber ich glaube, wolkenlos wird es nie mehr werden. Ich spüre, wenn die Trauer durchspitzelt, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist und da viel, viel mehr ist.

Mein Mädchen spielt zur Zeit oft „Jo suchen“. Kurz drauf hör ich sie rufen: „Ich hab den Jo gefunden!“ Meist hat sie dann ein Stofftier im Arm und bettet es irgendwo oder sie tut so, als hätte sie ihn im Arm liege. Manchmal gibt sie ihn mir in den Arm mit einem Blick als würde sie sagen „Mußt gar nicht traurig sein, er ist doch da!“ Das bringt mich immer ganz durcheinander. So erwachsen fühlt sich ihr Spiel für mich sehr merkwürdig an.

Es grüßt euch herzlich

die Löwenmama

…tränennass…

13. August 2011

Zwei Tage sind wir nun schon damit beschäftigt, den Löwengeburtstag vorzubereiten. Wir wollen ein richtig tolles Fest feiern. Es gibt Kuchen, Torte, Muffins und für den Löwen Nutella auf die Zunge, damit er auch was zum Schlecken hat. Abends wollen wir grillen.

Die Gefühlswelt ist aber nicht freudig aufgeregt wie sonst zu einem 1. Geburtstag, sondern eher tränennass. Immer wieder laufen sie plötzlich und füllen das Tränenmeer, in dem wir uns so verloren fühlen.Morgen haben wir genug Hände hier, die uns halten können. Das ist gut!

Das Löwenbaby scheint wieder etwas abzubauen. Bin mir noch nicht sicher, das geht immer so schleichend. Aber seit zwei, drei Tagen schleimt er wieder aus unerfindlichen Gründen und verdaut noch langsamer. Außerdem hat er abgenommen. Gestern haben wir mit Ceres-Öl ins Fläschchen geben angefangen zum Kalorien pimpen, aber heute hat er ganz komisch gestinkert und immer wieder gespuckt. Vorhin konnte ich nur Tee sondieren statt Milch. Und ständig wackelt irgendwas an ihm. Wie ein Tremor bei einem Parkinsson-Patient. 😦

Ich komme gerade nicht zum E-Mails beantworten. Gestern war der MDK (Medizinische Dienst der Krankenkasse) im Haus, wir haben ja eine Pflegestufe beantragt. Irgendwas ist grad immer was vorbereitet sein will…

Edit: für den Löwen kam bei meinen Eltern ein Päckchen an – wir packen morgen aus… aber ich wollt vermelden für die bislang Unbekannte „es kam an“ und vorab ein Danke für den lieben Gruß. 😀

Eure Löwenmama